Kängurus sollen auf den Speiseplan

Kängurus sollen auf den Speiseplan


Kängurus sollen auf den Speiseplan
Shadow
Foto: Mark Galer

Kängurus haben sich in den vergangenen Jahren in Australien prächtig entwickelt. Geschätzte 45 Millionen bevölkern derzeit den Kontinent. Nun fordert ein Ökologe, dass die Zahlen besser in Zaum gehalten werden müssen. Seine Empfehlung: Kängurus sollen auf den Speiseplan.

Die australischen Supermarktregale sind hauptsächlich mit Rindfleisch, Geflügel, Schweinefleisch und Lammfleisch gefüllt. In einer kleinen „Spezialitätenecke“ werden Krokodil, Büffel, Reh und Känguru angeboten. Denn obwohl Kängurufleisch fettarm und zudem reich an Eisen, Protein und Omega 3 ist, haben viele Australier ein Problem damit, ihr Wappentier zu verspeisen.

 

Känguruhorden ziehen über Felder

Dabei gibt es Kängurus in Hülle und Fülle: Denn nach mehreren regenreichen Jahren und damit mehr grünem Gras sind die Känguruzahlen explodiert. Lebten 2010 noch 27 Millionen der Beuteltiere auf dem fünften Kontinent, sind es heute geschätzte 45 Millionen. Das sind fast doppelt so viele Kängurus wie Menschen. Australien hat eine menschliche Bevölkerung von 24 Millionen. „Vor allem in landwirtschaftlichen Regionen gibt es mehr Kängurus als in freier Natur und dort verursachen sie extremen Schaden“, sagte Bryan Grieg Fry, ein Biologe an der Universität von Queensland. Auf den Farmen beschädigen die Tiere oftmals Zäune, fressen dem Nutzvieh Futter weg oder zertrampeln Getreide.

Eine Überpopulation der Tiere führt auch zu vermehrten Unfällen mit Menschen. Erst Ende Juli wurden im Bundesstaat Victoria ein Kind und in Queensland eine Frau von Kängurus verletzt und mussten im Krankenhaus behandelt werden. Der australische Sender ABC berichtete bereits im Juni von Farmern, die mit ganzen Horden an Kängurus zu kämpfen hatten. Tausende Kängurus würden über sein Land ziehen, sagte beispielsweise Garry Hannigan, dem ein Bauernhof in der Nähe von Broken Hill gehört. „Es waren ganze Horden hier und die Menge, die von Autos getötet wurde, war erstaunlich“, sagte der Farmer. Die Tiere hätten sämtliches Gras aufgefressen und dadurch an den Zäunen Erosion verursacht.

 

Kängurus sollen auf den Speiseplan

Foto: Photo Collections/Pexels

Lecker: Känguru-Bolognese

Experten drängen deswegen darauf, die australischen Symboltiere verstärkt zu jagen. Andernfalls würde ihre Überpopulation anderen einheimischen Tieren schaden und Australien könnte einen Teil seiner Biodiversität verlieren, sagte David Paton, ein Ökologe an der Universität von Adelaide, der ABC. Ein Langzeitexperiment des Wissenschaftlers zeigt, wie beispielsweise Vögel von einem eingezäunten Stück Land, in das Kängurus nicht eindringen können, profitieren.

Paton drängte aber auch darauf, getötete Tiere nicht einfach in der Natur verwesen zu lassen. „Wenn wir diese Tiere schon töten müssen, sollten wir es auf humane Art und Weise tun, aber wir sollten auch darüber nachdenken, was wir mit den getöteten Tieren tun.“ Er plädiert genauso wie der Biologe Fry dafür, dass die Leute nach einer Kängurujagd das Fleisch auch essen. Vor allem als Bolognese sei Känguru besonders lecker, empfahl Fry.

 

Nächste Dürre könnte fatal sein

Tierschützer lehnen jedoch die Praktiken ab, mit denen Kängurus derzeit getötet werden: Jäger sollen sie mit einem Schuss in den Kopf töten. Sally Sutton von der südaustralischen Tierschutzorganisation Animal Liberation bezweifelt, dass die Schützen immer treffen, vor allem da die Jagd nachts stattfindet. “Und was passiert mit den Kängurujungen, die noch im Beutel sind oder schon auf den Beinen?”, hinterfragte die Tierschützerin, nach deren Meinung die Tiere besser durch Sterilisation oder durch ein Umsiedlungsprogramm kontrolliert werden könnten.

Farmer Hannigan befürwortet dagegen, die Situation lieber früher als später unter Kontrolle zu bekommen. Denn ein trockener Sommer könnte in seinen Augen verheerende Folgen für die Tiere haben. “In der nächsten Dürre werden Millionen Kängurus sterben.”

 

von Barbara Barkhausen

Header Foto: The Digital Marketing Collaboration


Kommentar erstellen

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert