Thomas Bauer


Thomas Bauer

Thomas Bauer bereist seit 20 Jahren die Welt. Er umrundete Frankreich auf einem Postrad, folgte der Donau im Paddelboot zum Schwarzen Meer, zog per Hundeschlitten durch Grönland und beobachtete im Himalaya einen der letzten Schneeleoparden.

1976 wurde Thomas Bauer in Stuttgart geboren. Er studierte in Konstanz, war Greenpeace-Mitarbeiter in Paris und Journalist in Sydney. Mittlerweile arbeitet er für das Goethe-Institut in München. Thomas Bauer lebt in Fellbach (bei Stuttgart) und in Tutzing.

Bisher veröffentlicht:

Pilgerreise in Japan

Thomas Bauer mit seinem Buch Japan ist wirklich anders und wirkt schnell für uns “fremd": Man verzweifelt an Essstäbchen oder versteht die vielen Arten des Lächelns nicht. Das ist für Japan-Reisende nicht ungewöhnlich.

In Fremdes Japan erzählt der Reisebuchautor Thomas Bauer, wie er – bewaffnet mit Pilgerhut und -Büchlein – dem ältesten Pilgerweg der Welt rund um die japanische Insel Shikoku folgte. Dank seiner Erläuterungen gelingt es dem Leser, in Japan “anzukommen" – und sich zu (im positiven Sinne) zu verlieren …

MANA-Verlag: Beschreiben Sie Ihr Buch Fremdes Japan in einem Satz:
Thomas Bauer: Wie ich versuchte, 88 Tempel zu erobern, und mich dabei in Japan verlor

MANA-Verlag: Wie sind Sie darauf gekommen, dieses Buch zu schreiben?
Thomas Bauer: Japan fasziniert mich seit Langem: die Mischung aus uralter Tradition und Hypermoderne, aus stocksteifer Regelhörigkeit und entfesselter Kreativität. Ich wollte nachsehen, was es damit auf sich hat. Und meine Vorurteile gegenüber diesem Land (“die sind da alle fleißig", “der Einzelne zählt nichts" usw.) in Lebensgefahr bringen. Dafür wurde ich reich belohnt!

MANA-Verlag: War es schwer das Buch zu schreiben und wer hat Ihnen geholfen?
Thomas Bauer: Das Buch Fremdes Japan zu schreiben, fiel mir vergleichsweise leicht: Dank des Pilgerwegs hatte ich einen “roten Faden“ und traf unterwegs so viele spannende, unberechenbare und wundersame Menschen, dass sich die Geschichten manchmal von ganz allein ergaben. Ich konnte aus einem reichen Fundus an Abenteuern und Erlebnissen schöpfen.

MANA-Verlag: Wo und wie schreiben Sie?
Thomas Bauer: Auf meinen Abenteuerreisen kritzele ich Blöcke, Papierfetzen und Servietten voll. Darauf stehen dann einzelne Wörter, die mir gerade passend erscheinen, Sätze, nacherzählte Dialoge oder auch ganze Buchabschnitte. Zuhause fasse ich das alles zusammen und lasse es erstmal ein halbes Jahr ruhen. Anschließend beginnt die Textarbeit: Ich feile an den Formulierungen, schaffe logische Ãœbergänge, streiche nach der Devise “kill your darlings“ meine Lieblingsstellen und zeige das Ergebnis anschließend der schärfsten Kritikerin meiner Texte, meiner Frau Dagmar. Erst dann kommt der Verlag ins Spiel. Zwischen einer Abenteuertour und dem gedruckten Buch liegen darum meistens zwei bis drei Jahre.

MANA-Verlag: Was mögen Sie an Japan besonders?
Thomas Bauer: Es ist das einzige Land der Erde, in dem man es geschafft hat, Empathie als Wert in der Gesellschaft zu verankern. Wie selbstverständlich man sich selbst zurück- und die Bedürfnisse seines Gegenübers wahrnimmt, hat mich unterwegs immer wieder verblüfft.

MANA-Verlag: Was mögen Sie in Japan so gar nicht?
Thomas Bauer: Manchmal gab man mir – mal mehr, mal weniger höflich – zu verstehen, dass ich gerade mal wieder irgendetwas falsch gemacht hatte. Man sagte mir aber nie, was das war. Wie sollte ich daraus lernen können?

MANA-Verlag: Welches ist Ihr Lieblingsplatz in Japan?
Thomas Bauer: Unter der Brücke von Naruto treffen die Wassermassen des Pazifiks und die der Seto-Inlandsee aufeinander. Hier bilden sich zwei Mal täglich die mächtigsten Strudel der Welt. Es ist ein gewaltiges Naturschauspiel, das für mich auch für Japan steht; ist es für Außenstehende doch undurchschaubar, von Weitem unscheinbar, aus der Nähe aber gewaltig und in der Lage, einen vollkommen zu verwirren.

MANA-Verlag: Haben Sie ein Lieblingstier in Japan?
Thomas Bauer: Der Kragenbär ist wirklich putzig.

MANA-Verlag: Der Titel Fremdes Japan bedeutet für mich …
Thomas Bauer: … eine Herausforderung. Ich will das Fremde nicht zu Bekanntem machen, sondern mein eigenes Fremdsein aushalten.

MANA-Verlag: Was ist der größte Unterschied zwischen Japan und Deutschland?
Thomas Bauer: Wenn einem Deutschen etwas wichtig ist, wird er laut. Wenn einem Japaner etwas wichtig ist, beginnt er zu flüstern.

MANA-Verlag: Gibt es in Deutschland Plätze, die Sie an Japan erinnern?
Thomas Bauer: Ja, die herausgeputzten Fassaden und kitschigen Schaufenster in Oberammergau

MANA-Verlag: Und umgekehrt: Gibt es in Japan Plätze, die Sie an Deutschland erinnern?
Thomas Bauer: Nein, japanische Plätze weisen einige Besonderheiten auf. Zum Beispiel sind die Stromleitungen aufgrund der Erdbebengefahr oberirdisch angebracht.

MANA-Verlag: Können Sie unseren Lesern einen guten Tipp zum “Ãœberleben" in Japan verraten?
Thomas Bauer: Die meisten Japaner, denen ich unterwegs begegnet bin, sind gar nicht so stocksteif und humorlos, wie sie oft dargestellt werden. Mein Tipp wäre daher, sich weniger von Medienberichten leiten zu lassen, sondern vielmehr von der eigenen Neugier. (PS: In ein Taschentuch zu schnäuzen ist in Japan trotzdem keine gute Idee. Den Rotz dagegen genüsslich und für alle hörbar hochzuziehen, stellt dagegen gar kein Problem dar.)

MANA-Verlag: Was machen Sie am liebsten?
Thomas Bauer: Reisen, reisen & reisen! Am liebsten weit weg und abseits ausgetretener Pfade – z.B. auf Schneeleopardensuche im Himalaya, per Hundeschlitten durch Grönland oder per Velomobil den Mississippi entlang nach New Orleans.

MANA-Verlag: Was bringt Sie so richtig auf die Palme?
Thomas Bauer: Die Frage “… und wohin geht Ihre nächste Reise?" auf Lesungen. Fade Feuilletonisten, die keine Lust haben, neue Autoren zu entdecken. Die überhandnehmende Verwendung von “geschockt" statt “schockiert". Computerabstürze kurz vor Kapitelschluss. Verspätungen im Pendelverkehr – die ganz besonders.

MANA-Verlag: Was wollten Sie als Kind werden?
Thomas Bauer: Zuerst Astronaut (bis ich genaueres über die Art der Verpflegung erfuhr), dann lange Zeit Elefantenpfleger (bis ich Unfallstatistiken zu Gesicht bekam), kurzzeitig Arzt (bis ich von der Länge des Studiums hörte) und Eis-Tester (bis man mir das voraussichtliche Gehalt nannte), in der Pubertät Inhaber einer Modelschule, mehrmals definitiv Rockstar (Rockstar ist immer noch gut), derzeit fände ich Hotelbetreiber reizvoll. Eigentlich aber habe ich es mit meinem Beruf „Reisebuchautor“ ganz gut erwischt: Ich darf tun, was meine Leidenschaft ist.

MANA-Verlag: Die Zukunft sollte …?
Thomas Bauer: … voller Abenteuer, Begegnungen und guter Bücher sein.

Vielen Dank für das Gespräch!

Abenteuer REISEN-Autoren im MANA-Verlag