Beschreibung
Helga Tiscenko, 1929 in München geboren, wuchs als behütete Tochter in einem fanatisch nationalsozialistischen Elternhaus in Berlin auf. Ihr Vater, Hermann Höfle, Berufssoldat und Träger des Eisernen Kreuzes, stieg unter Adolf Hitler zum General der Waffen-SS auf. Nach dem Krieg wurde er an die Tschechoslowakei ausgeliefert und dort 1947 hingerichtet.
Nachdem sie wie viele ihrer Generation über 50 Jahre geschwiegen und verdrängt hatte, entschloss sie sich zur Niederschrift ihrer Erinnerungen. Die Beschäftigung mit der Vergangenheit ihrer geliebten Eltern führte zu einer Auseinandersetzung mit den eigenen vom NS-Regime geprägten Kindheitsidealen. Aus einer seltenen Perspektive erzählt Helga Tiscenko in ihrer Autobiografie Erdbeeren mit dem Führer in einem einfachen, humorvollen Stil von ihrer Kindheit im Vorkriegsdeutschland, von den Eigenarten der Großeltern, der beruflichen Karriere des Vaters und den damit einhergehenden Umzügen.
Ein weiteres Kapitel im ungewöhnlichen Leben der Helga Tiscenko ist schließlich 1951 die Auswanderung nach Neuseeland, wo sie und ihr russischer Ehemann Nickals “Pioniere” in die fremdartige Umgebung einer nur durch Wasserkraftenergie versorgten Gemeinde auf der Südinsel geschickt wird.
Helga Tiscenkos Lebensbericht ist keine geschichtliche Faktensammlung, sondern der Versuch einer Aufarbeitung und Erklärung, um zu erzählen, was viele ihrer Zeitgenossen lange in sich vergraben haben. Die Autorin reflektiert und stellt Fragen, nimmt sich aber auch das Recht, nach 50 Jahren nicht strikt „politisch korrekt“, sondern aus der Erinnerung und emotional zu berichten – eine Herangehensweise, die es im Ausland naturgemäß leichter hat als in Deutschland.
Nach seiner Veröffentlichung 2000 schaffte es Erdbeeren mit dem Führer innerhalb kurzer Zeit auf Platz 1 der neuseeländischen Bestsellerliste.
Teil der Mana-Literaturkollektion, Reihe: Belletristik