
Iris Lemanczyk lebt in Stuttgart, wenn sie nicht irgendwo sonst auf der Welt unterwegs ist. Besonders der Iran hat es ihr zurzeit angetan, denn die Herzlichkeit der Menschen dort ist überwältigend. Nachdem Iris Lemanczyk Geografie und Germanistik in Tübingen studierte, volontierte sie bei der „Neuen Württembergischen Zeitung“ in Göppingen. Später ging sie nach Namibia, um in Windhuk für die „Allgemeine Zeitung“ als Sportredakteurin zu arbeiten. Heute schreibt Iris Lemanczyk vor allem Jugendromane, die häufig in anderen Ländern angesiedelt sind, und gibt Workshops in Kreativem Schreiben. Daheim kümmert sich die passionierte Wüstenwanderin, Lagerfeuersitzerin und Hängemattenliegerin um ihre Streuobstwiese auf einem erloschenen Vulkan.
Sittenwächter wandern nicht
„In den Iran? Wie kannst du da bloß hinreisen, zu diesen Mullahs?“ Solche Fragen prasselten auf Iris Lemanczyk ein, bevor sie zum ersten Mal in den Iran reiste. Dass dieses schöne Land unglaublich viel zu bieten hat, erzählt sie jetzt in ihrem Buch Fremder Iran – Sittenwächter wandern nicht. In einer Sammlung persönlicher Anekdoten, Eindrücke und Begegnungen berichtet Iris Lemanczyk über ihre Iran-Reisen und die dort vorkommenden alltäglichen Kulturunterschiede, etwa wie die Iraner ohne Handtücher im Bad auskommen oder die starke Solidarität unter Frauen, wenn es darum geht, ein Zeichen gegen den Hijab zu setzen – und natürlich „Tarouf“, die persische Höflichkeit, die im Iran zu einer Kunstform avanciert ist.
MANA-Verlag: Beschreiben Sie Ihr Fremder Iran – Sittenwächter wandern nicht in einem Satz:
Iris Lemanczyk: Skurile und herzliche Begegnungen mit einem Land und in einem Land, das so anders ist, als das unsrige.
MANA-Verlag: Wie sind Sie darauf gekommen, dieses Buch zu schreiben?
Iris Lemanczyk: Bei all den Kulturunterschieden und Fettnäpfchen, die ich auf den Reisen erlebt habe, war es naheliegend, diese aufzuschreiben.
MANA-Verlag: War es schwer das Buch zu schreiben und wer hat Ihnen geholfen?
Iris Lemanczyk: Nein, es war überhaupt nicht schwer, vor allem durch die Unterstützung meiner Reisetagebücher und von mindestens 1.764 Fotos.
MANA-Verlag: Wo und wie schreiben Sie?
Iris Lemanczyk:Â Meistens in meinem Arbeitszimmer, neben mir eine Kanne mit lauwarmen Minztee. Aber einen Teil dieses Buches durfte ich auf Rhodos schreiben, denn dort hatte ich ein Stipendium. Wenn ich den Blick vom Bildschirm hob, sah ich das Meer.
MANA-Verlag: Was mögen Sie an Ihrem Lieblingsland Iran besonders?
Iris Lemanczyk: Ob es mein Lieblingsland ist, weiß ich gar nicht. Egal. Ich mag die Offenheit und Herzlichkeit der Menschen.
MANA-Verlag: Was mögen Sie in Iran so gar nicht?
Iris Lemanczyk: Natürlich das Regime, das den Menschen dort so viele Repressalien aufzwingt und ihnen das Leben schwer macht.
MANA-Verlag: Welches ist Ihr Lieblingsplatz im Iran?
Iris Lemanczyk: Darf ich zwei nennen? Im Kurdengebiet gibt es einen Picknickplatz, den ich auch im Buch beschreibe. Und als Kontrast der Meydan-e Imam in Isfahan. Und die Wüste mit vorbeiziehenden Kamelen, und die Altstadt von Yazd bei Sonnenuntergang und …
MANA-Verlag: Haben Sie ein Lieblingstier im Iran?
Iris Lemanczyk: Tiere spielen im Iran keine große Rolle. Aber ich könnte nochmal die Kamele in der scheinbar grenzenlosen Wüste nennen.
MANA-Verlag: Der Titel Fremder Iran – Sittenwächter wandern nicht bedeutet für mich …
Iris Lemanczyk: … er trifft den Kern der Sache: Die Menschen dort sind sehr erfindungsreich, um die rigiden Regeln zu umgehen.
MANA-Verlag: Was ist der größte Unterschied zwischen Iran und Deutschland?
Iris Lemanczyk:Â Die Unfreiheit, besonders die der Frauen.
MANA-Verlag: Gibt es in Deutschland Plätze, die Sie an den Iran erinnern?
Iris Lemanczyk: Nein. Es sind Iranerinnen und Iraner hier, mit denen ich mich austausche.
MANA-Verlag: Und umgekehrt: Gibt es in Iran Plätze, die Sie an Deutschland erinnern?
Iris Lemanczyk: Ist nicht gerade das das Schöne, wenn man keine Bezüge zu Bekanntem herleiten kann?
MANA-Verlag: Können Sie unseren Lesern einen guten Tipp zum “Ãœberleben" im Iran verraten?
Iris Lemanczyk: Offen sein. Offen für die Menschen, dann bekommt man unvergessliche Begegnungen geschenkt.
MANA-Verlag: Was bringt Sie so richtig auf die Palme?
Iris Lemanczyk: Ungerechtigkeiten – und Staus.
MANA-Verlag: Was wollten Sie als Kind werden?
Iris Lemanczyk: Skilehrerin, nicht nur weil ich unglaublich gerne Ski fahre, auch weil ich dachte, dass ich dann nur im Winter arbeiten würde … Ich habe zwar mit 16 die Prüfung zur Ãœbungsleiterin bestanden, aber dann doch einen anderen Weg eingeschlagen.
MANA-Verlag: Die Zukunft sollte …?
Iris Lemanczyk: bunt, tolerant und weniger rüpelhaft sein.
Vielen Dank für das Interview!