Gunhild Hexamer lebt im Rhein-Main-Gebiet und startet von Frankfurt aus regelmäßig zu ihren Sehnsuchtszielen in Nordamerika. Nach ihrem Studium in Münster und Großbritannien arbeitete sie viele Jahre als Wissenschaftliche Dokumentarin. Heute ist sie als Lektorin tätig, gestaltet Webseiten und fotografiert, doch am liebsten schreibt sie Bücher.
Website: www.ghexamer.de
Instagram: gunhild_hexamer_autorin
Bisher veröffentlichte Bücher in der Reihe Reise-Lesebuch:
Die Reise-Lesebücher von Gunhild Hexamer erzählen auf unterhaltsame Art von Land und Leuten, von der Geschichte, der Natur, den Spezialitäten und den charakteristischen Besonderheiten. Passende Rezepte zaubern landestypische Geschmackserlebnisse an den Gaumen, und auf ihrer Website runden zahlreiche Fotos die umfassenden Eindrücke ab. Deshalb sind die Reise-Lesebücher Erlebnisse für alle Sinne.
MANA-Verlag: Beschreiben Sie Kalifornien mit einem Wort.
Gunhild Hexamer: Spannend, unglaublich spannend! Aber nein, ein Wort reicht für Kalifornien nicht aus. Also füge ich hinzu: traumhaft schön, voller Ãœberraschungen, verrückt und liebenswert …
MANA-Verlag: Wie sind Sie darauf gekommen, dieses Buch zu schreiben?
Gunhild Hexamer: Nach mehreren Kalifornien-Reisen hatte ich die Idee zu diesem Buch auf einmal ganz deutlich vor Augen. Was hat der Goldrausch für Kalifornien bedeutet? Wie hat der Pony-Express das Postproblem gelöst? Warum gilt ein deutscher Einwanderer als der Erfinder von Hollywood? Wer hat das Surfen an den Pazifikstränden populär gemacht? All diese Geschichten wollte ich erzählen.
MANA-Verlag: Haben Sie besondere Rituale beim Schreiben? Bzw. wo und wie schreiben Sie?
Gunhild Hexamer: Ich liebe die Vorstellung, in einem Café zu schreiben – doch tatsächlich lasse ich mich dabei viel zu leicht ablenken. Langweilig, aber wahr: Am besten kann ich mich zu Hause in meinem Arbeitszimmer konzentrieren, umgeben von Bücherregalen und Bildern von meinen Reisen. Wenn ich von meinem Laptop aufschaue, blicke ich ins Grüne, und in der Ferne sehe ich die Hochhaus-Skyline von Frankfurt.
MANA-Verlag: Was möchten Sie unbedingt noch sehen oder erleben?
Gunhild Hexamer: Der Ol‘ Man River ruft! Für das Frühjahr 2020 hatte ich eine Reise entlang des Mississippi geplant, von der Quelle in Minnesota bis zur Mündung im Golf von Mexico bei New Orleans – und dann kam Corona. Diese Reise will ich unbedingt nachholen! Die Route steht in allen Details fest, fehlt nur noch die Reisefreiheit. Und danach: Hawaii, Australien, Neuseeland …
MANA-Verlag: Was mögen Sie am Reisen besonders?
Gunhild Hexamer: Ich liebe es, Neues zu sehen und die Story dahinter zu entdecken! Doch das absolute Highlight jeder Reise ist es, wenn ich Tiere in ihrer natürlichen Umgebung beobachten kann: Pelikane und Seelöwen an der kalifornischen Küste, Bären in Kanada, Alligatoren in Florida, Bisons und Präriehunde in den Great Plains, Schneeziegen und Murmeltiere in den Bergen. Ein ganz seltener Anblick: die beiden Vielfraße im Glacier-Nationalpark in Montana. Meine Lieblinge: die Columbia-Ziesel in den kanadischen Rocky Mountains.
Eine weitere Vorliebe: Public Art, Kunst im öffentlichen Raum. Dafür nehme ich meilenweite Umwege in Kauf! Gerne hab ich’s bunt, originell, skurril und witzig. Richtig happy bin ich, wenn die Skulpturen noch mit einer interessanten Geschichte verbunden sind.
MANA-Verlag: Was mögen Sie am Reisen so gar nicht?
Gunhild Hexamer: Ach, es ist immer so schade, wenn ich dort, wo es gerade besonders schön ist, nicht lange bleiben kann, weil noch eine lange Tagesetappe vor mir liegt.
MANA-Verlag: Was war Ihre schönste ‘Reise-Begegnung’?
Gunhild Hexamer: Wir trafen Bob und Marge, ein amerikanisches Ehepaar, in einer kleinen Pension in Holland. Die beiden waren auf Europareise, wir unternahmen Radtouren in der Gegend. Wir verstanden uns auf Anhieb, unterhielten uns stundenlang, und bevor sie weiterfuhren, sagten sie: „Besucht uns mal in Kalifornien!“ Zunächst wanderten Briefe hin und her, später abgelöst durch E-Mails.
Und dann, fast drei Jahrzehnte später, besuchten wir sie tatsächlich. Zu der Zeit lebten sie in Arroyo Grande, einer kleinen Stadt auf halbem Weg zwischen San Francisco und Los Angeles. Die warmherzige Begrüßung werde ich nie vergessen: Als wir mit unserem Auto auf den Hof zwischen Wohnhaus und Scheune rollten, ging die Haustür auf, und Bob und Marge eilten heraus, mit ausgeÂbreiteten Armen. „Wie wunderÂbar, dass ihr da seid!“ Es war ein Gefühl, als würden wir zu lieben, vertrauten Freunden komÂmen.
MANA-Verlag: Wo war Ihr bisheriger Lieblingsplatz?
Gunhild Hexamer: Im Norden Kaliforniens, hoch oben über der Mündung des Klamath River in den Pazifik, liegt ein kleiner Picknickpark mit grandioser Aussicht, der Klamath River Overlook. Der Fluss nähert sich in vielen Windungen und bildet im Mündungsbereich breite Sandbänke, bevor er sich mit dem türkisfarbenen Ozean vereinigt. Hier könnte ich ewig sitzen und hinaus aufs Meer schauen! Und wenn ich Glück habe, entdecke ich auf den Sandbänken Seehunde.
MANA-Verlag: Was machen Sie am liebsten?
Gunhild Hexamer: Am liebsten unternehme ich Streifzüge in der Natur, zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Das macht meinen Kopf frei, bringt gute Laune und lässt neue Ideen entstehen.
MANA-Verlag: Was bringt Sie so richtig auf die Palme?
Gunhild Hexamer: Die rücksichtslose Naturzerstörung!
Was mir Hoffnung macht: dass es Orte auf der Welt gibt, wo der Mensch sich zurückzieht und die Wildnis sich wieder ausbreiten darf, zum Beispiel im Olympic National Park im Bundesstaat Washington. Dort wurden die beiden um die hundert Jahre alten Staudämme abgerissen, die den natürlichen Lauf des Elwha River behindert haben. Ein faszinierendes Projekt, das zeigt, wie die Natur sich ihr Terrain zurückerobert.
MANA-Verlag: Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Gunhild Hexamer: Dass wir alle wieder reisen können! Um mit atemlosem Staunen zu sehen, wie schön die Welt ist. Und um zu erleben, dass wir überall liebenswerten und gastfreundlichen Menschen begegnen können. Ganz gleich, welcher Hautfarbe oder Religion, ganz gleich, welche politischen Führer die Geschicke ihres Landes bestimmen. Ein Lächeln wird international verstanden …
Vielen Dank für das Interview!