Daniel Kramer wurde 1971 im Schutz der Mauer in West-Berlin geboren. Eine ausgedehnte Phase universitärer Erquickung und die Erfahrungen des weltweiten Umherwanderns läuteten den Prozess der Mannwerdung ein.
Daniel Kramer trat in den heiligen Bund der Ehe, die Blutlinie wurde sichergestellt, es erfolgte eine Evaluation der Zukunftsoptionen. Schließlich fiel die Wahl auf einen Ortswechsel, Terra Australis, das südliche Land. Von Neugier getrieben, stets auf der Suche, durstig nach Neuem. Schmeckt Känguru wirklich wie Wild? Trinken die Australier so viel Bier wie immer behauptet? Würde es überhaupt möglich sein, den australischen Akzent zu verstehen? Oder wäre man auf Zeichensprache angewiesen? Zusammenfassend: Wie lebt es sich bei den Kopffüßlern?
Diese und andere existenzielle Fragen ließen sich nur beantworten, wenn man einfach mal runterziehen würde. Ein willkommener, ein nötiger, ein folgerichtiger Perspektivwechsel, der sich nach wie vor positiv auswirkt – nicht zuletzt auf die Körperbräunung.
Känguru zum Frühstück
Australien – ein Land, in dem der Regen nach oben fällt, die Bäume nach unten wachsen und eine Einladung zur Kängurujagd nichts Außergewöhnliches ist. Kann man als Deutscher in diesem verrückten Land leben und glücklich werden?
Daniel Kramer und seine Familie haben es getestet. In unterhaltsamen Anekdoten erzähl er in Verrücktes Australien von seiner Auswanderung und liefert zugleich viele überraschende Einsichten in der australischen Kultur, Geschichte, Flora und Fauna Australiens.
MANA-Verlag: Beschreiben Sie Ihr Buch Verrücktes Australien in einem Satz:
Autor: Es ist die perfekte Mischung: Unterhaltsam und lustig, gleichsam lehrreich, ohne jedoch im Geringsten aufdringlich zu sein.
MANA-Verlag: Wie sind Sie darauf gekommen, dieses Buch zu schreiben?
Autor: Im Grunde war es für meine Eltern, meine Tante und meinen Onkel gedacht, um sie über die ganze Sache auf dem Laufenden zu halten. Sie haben es auch alle gelesen und für gut befunden.
MANA-Verlag: War es schwer das Buch zu schreiben und wer hat Ihnen geholfen?
Autor: Es hat einfach Spaß gemacht, dieses Buch zu schreiben. Es war eine großartige intellektuelle Reise, Erfrischung für Geist und Seele, ein Akt der Schöpfung.
MANA-Verlag: Wo und wie schreiben Sie?
Autor: Ich schreibe unregelmäßig und in Schüben. Eine Woche gar nicht, und dann mehrere Tage hintereinander, stundenlang. Zu diesem Zweck setze ich mich in die entertainment area, die zur Grundausstattung jedes Hauses in Australien gehört. Übersetzt: Ein überdachter und gefliester Teil des Gartens, in dem der Grill etc. stehen. Hier ist es entsprechend schön schattig, nicht zu heiß, und die Meeresluft umschmeichelt die Nase. Das fördert die Kreativität.
MANA-Verlag: Was mögen Sie an Australien besonders?
Autor: Da gibt es eine Reihe: Die Weite, die vielfältigen Landschaften, das Wetter, das Meer, das Kreuz des Südens am nächtlichen Sternenhimmel, die Früchte der Sommersaison (Mango) und der Wintersaison (Limetten); des Weiteren den Mix an Menschen, Europäer, Asiaten, Pacific Islander, die ersten Australier; den Duft verrottender subtropischer Pflanzen am frühen Morgen, den aufgeregten Warnruf des „masked lapwing“ (Maskenkiebitz), die Ankunft tausender Flughunde auf Bribie Island in der Abenddämmerung, mit Vegemite verfeinertes Kartoffelpüree und nicht zuletzt die Kochsendung „My Kitchen Rules“ mit dem sympathischen französischen Koch Manu und seinem australischen Kollegen Pete, der ständig Paleo propagiert, sich aber trotzdem jeden Dreck reinzieht, der ihm von den wettstreitenden Amateurköchen vorgesetzt wird.
MANA-Verlag: Was mögen Sie in Australien so gar nicht?
Autor: Da gibt es auch eine Reihe: Australien ist in dieser Hinsicht halt ein ganz normales Land, mit Sonnen- und Schattenseiten, wie es so schön heißt. Aber ich möchte nicht etwaige kursierende, romantisierende Vorstellungen vom Paradies zerstören. Nur so viel: Die zur Schau gestellte Liebe der Regierung und des Volkes zum Militär ist beispielsweise etwas befremdlich. Es wird – offiziell – die Auffassung vertreten, Australien hätte nur in gerechten Kriegen gekämpft. Naja. Vielleicht doch ein bisschen unkritisch. Gleichzeitig ist man als Deutscher in dieser Thematik sicher auch besonders sensibel.
MANA-Verlag: Welches ist Ihr Lieblingsplatz in Australien?
Autor: Die Surfside von Bribie Island. Der einzige Ort auf der dem offenen Meer zugewandten Seite von Bribie heißt Woorim. Unter der Woche angenehm verschlafen, mit einem Charme der 1980er Jahre. An den Wochenenden kommen dann Tagesausflügler aus Brisbane, Caboolture, Woodford usw. und es wird etwas voller. Der Strand ist brillant, das Meer einfach großartig, und selbst wenn es voll ist, ist es nicht wirklich voll.
MANA-Verlag: Haben Sie ein Lieblingstier in Australien?
Autor: Ich finde einige ganz sympathisch, aber mein Favorit ist das Bilbie. Auf deutsch läuft dieses Geschöpf unter “Großer Kaninchennasenbeutler". Der Name spricht für sich, da muss man nichts weiter beschreiben. Es gab auch mal den Kleinen Kaninchennasenbeutler, der ist jedoch leider ausgestorben – die eingeschleppten Hauskatzen und Füchse sind schuld. Aber auch den Großen Kaninchennasenbeutler sieht man sehr selten, ich bin noch nicht in den Genuss gekommen. Es gibt ihn zumindest aus Schokolade bei Woolworth – in Australien wird angestrebt, den Osterhasen durch das Osterbilbie zu ersetzen. Denn die Hasen sind ja im Grunde Schädlinge, und da ist es schlicht falsch, sie als nette Tiere darzustellen.
MANA-Verlag: Der Titel Verrücktes Australien – Känguru zum Früstück bedeutet für mich …
Autor: Das bekannteste Buch über Australien im deutschsprachigen Raum ist „Frühstück mit Kängurus“ von Bill Bryson. Natürlich hatte ich gehofft, durch die Ähnlichkeit des Titels Neugier zu wecken.
MANA-Verlag: Was ist der größte Unterschied zwischen Australien und Deutschland?
Autor: Na eindeutig: Dass die Schwäne in Australien schwarz sind, in Deutschland hingegen weiß.
MANA-Verlag: Gibt es in Deutschland Plätze, die Sie an Australien erinnern?
Autor: Shopping Malls.
MANA-Verlag: Und umgekehrt: Gibt es in Australien Plätze, die Sie an Deutschland erinnern?
Autor: Aldi.
MANA-Verlag: Können Sie unseren Lesern einen guten Tipp zum “Ãœberleben" in Australien verraten?
Autor: Australien ist super organisiert und ein entwickeltes Land. Eigentlich lässt sich alles relativ kurzfristig und unkompliziert regeln. Aber man sollte im Kopf behalten, dass die Wildnis wirklich vor der Tür liegt. Man ist sehr schnell in der Pampa. Einfach ins Outback fahren, ohne gute Karten zu haben, in irgendwelchen Nationalparks rumlaufen, ohne zu wissen, wie es wieder rausgeht, oder aufs Meer rausfahren, ohne genauere Informationen zu haben, das alles sollte man vermeiden. Deshalb verlaufen sich auch immer wieder Leute, stürzen von irgendwelchen Felsen oder saufen ab …
MANA-Verlag: Was machen Sie am liebsten?
Autor: Also, mit den Kids in den Wellen toben, ist schon super. Wobei die jetzt das Bodyboarding für sich entdeckt haben und zum Unterstucken nur noch selten zur Verfügung stehen. Ansonsten grillen. Und Musikvideos sehen. Und natürlich schreiben. Ich habe schon wieder zwei, drei Projekte.
MANA-Verlag: Was bringt Sie so richtig auf die Palme?
Autor: Dummheit und Ignoranz. Aber es ist irgendwie beruhigend festzustellen, dass diese Eigenschaften völlig unabhängig von Kultur und Location bestehen. Überall auf der Welt gibt es ignorante Menschen. Und überall auf der Welt gibt es auch tolle Menschen. Wir sind halt wirklich alle eins.
MANA-Verlag: Was wollten Sie als Kind werden?
Autor: Kriegsberichterstatter. Ich hatte Bücher von John Reed über die mexikanische Revolution gelesen, Jack London und B. Traven, wo es unter anderem um soziale Verwerfungen und Aufstände in Lateinamerika geht. In dem Alter ist man nicht so risikobewusst, also dachte ich, ja, klingt nach Action, cool.
 MANA-Verlag: Die Zukunft sollte …?
Autor: … rosa und fluffig werden, ist doch klar. Milch und Honig sollen fließen. Ringelpiez mit Anfassen. Friede, Freude, Eierkuchen – mit einem Hauch Vanillegeschmack, aber echter Vanille, am liebsten aus Madagaskar oder Réunion.
Vielen Dank für das Interview!