Thunfisch, Lachs, Meeresfrüchte. Der Fischmarkt in Tokyo ist der weltweit größte seiner Art. Täglich wechseln hier ca. 2.000 Tonnen Fisch und Meeresprodukte ihren Besitzer. Weniger bekannt ist, dass auf dem riesigen Großhandelsmarkt auch Obst und Gemüse gehandelt werden.
Die früh morgendlichen Thunfischauktionen, denen man am bisherigen Standort beiwohnen konnte, waren sicher für viele Touristen ein unvergessliches Highlight ihrer Japanreise. Man war hautnah dabei und konnte zusehen und hören, wie der Thunfisch zu Rekordpreisen durch agile Aktionäre verkauft wurde.
Foto: Wolfgang Beckmann
Der Umzug des Tsukiji-Fischmarktes in neue, den heutigen Gegebenheiten angepasste Räumlichkeiten war schon seit längerer Zeit geplant. Allerdings war der Termin lange Zeit fraglich, da am neuen Standort – in der Bucht von Tokyo – Bodenbelastungen befürchtet wurden. Nach Ausräumung dieser Bedenken erfolgte im Oktober 2018 nach über 80 Jahren der Umzug in den neu gebauten Gebäudekomplex auf der künstlichen Insel Toyosu. Konsequenterweise trägt der Markt mit Hinblick auf seinen Standort jetzt den Namen “Toyosu-Market”.
Die Gründe für den Umzug waren vielfältig. Einerseits lag das Gelände des Tsukiji-Fischmarkts in einem der teuersten Gebiete der Stadt. In unmittelbarer Nähe befindet sich die Ginza, eine der bekanntesten und teuersten Einkaufsstraßen Tokyos, wo man in japanischen Geschäften mit langen Traditionen oder in westlichen Nobelläden flanieren kann. Außerdem waren die Räumlichkeiten am bisherigen Standort mit ihrem Labyrinth aus engen, dunklen Gassen nicht mehr den heutigen Anforderungen gewachsen. Hinzu kommen noch laufende Planungen bezüglich des Geländes im Zusammenhang mit den Olympischen Spielen 2020.
Lediglich der an einen Basar erinnernde „Tsukiji Outer Market“ ist am alten Standort erhalten geblieben und ist, wie ich im November 2018 feststellen konnte, immer noch ein Magnet für Touristen. Hier kann man Meeresprodukte und vieles mehr, wie zum Beispiel Keramikartikel kaufen. Auch besteht die Möglichkeit für ein Sushi-Frühstück. Dieser ehemalige Randbereich liegt in der Nähe der U-Bahnstation Tsukiji Shijo der Oedo-U-Bahnlinie.
Eine neue Ära – Der Toyosu-Markt
Jedem, der die bisherigen Räumlichkeiten des inneren Marktes gesehen hatte, wird klar sein, dass sich mit dem Umzug des Tsukiji-Fischmarktes auch der Charakter des Marktes grundlegend geändert hat. Dies ist für jemanden, der die bisherigen Gegebenheiten kannte vielleicht mit etwas Wehmut verbunden, aber alles hat eben seine Zeit.
Ich habe mir im November 2018 ebenfalls die neuen Räumlichkeiten in Toyosu angesehen. Auch wenn das Flair nicht mehr das alte ist, war die Verlagerung aus Sicht der Betreiber und Händler nicht vermeidbar. Das neue riesige Areal besteht aus drei großen Gebäuden, von denen eines für den Handel von Obst- und Gemüse fungiert und zwei der Abwicklung des Handels mit Meeresfrüchten dienen.
Man erreicht den Markt über die Station „Shijo-mae“ der Yurikamome-Bahnlinie. Direkt aus der Bahnstation heraus kommt man über ein Brückensystem gut zu den einzelnen Gebäuden. Einfach durch die Markthallen laufen ist am neuem Standort nicht mehr möglich, was sicher aus hygienischen Gründen sinnvoll ist! Einen Einblick in das Geschehen erhält man durch verglaste Beobachtungsfenster entlang der Korridore, die die Geräusche des Marktgeschehens allerdings nur noch erahnen lassen.
Foto: Zentraler Großhandelsmarkt in Tokio
Um der täglichen Thunfischauktion zwischen 5:30 und 6:30 Uhr etwas besser beiwohnen zu können, wird den Besuchern ab Mitte Januar 2019 eine weitere Aussichtsplattform mit besserer Sicht auf das Auktionsgeschehen im Untergeschoss zur Verfügung stehen. Auch hier wird man durch Glasscheiben von der Auktionsfläche getrennt sein. Presseverlautbarungen zur Folge soll aber die Geräuschkulisse der Auktionen trotzdem wahrnehmbar sein.
Vor den beliebten Sushi-Restaurants in beiden Gebäudeteilen bilden sich in der Mittagszeit lange Warteschlangen, die die Geduld auf eine harte Probe stellen. Außerdem gibt es mit dem Uogashi-Yokocho-Markt noch einen Einkaufsbereich für Meeres- und andere Produkte, der den Besuchern zur Verfügung steht. Wer z. B. günstig Algenprodukte oder auch ein japanisches Küchenmesser kaufen will, ist hier richtig.
Der Markt ist werktags zwischen 5 Uhr morgens und 17 Uhr für Besucher geöffnet, aber das Marktgeschehen beschränkt sich auf die Vormittagsstunden. Dies gilt auch für die vorgenannten Einkaufsmöglichkeiten. Hier schließen die Geschäfte spätestens um die Mittagszeit.
Autor: Wolfgang Beckmann