Es gibt neben der berüchtigten Sandfly und dem Possum noch ein drittes Tier, dass sowohl bei Neuseeländern als auch bei Touristen sehr unbeliebt ist: der Kea. Dabei hätte der Papagei eigentlich gute Chancen, eines der beliebtesten Tiere überhaupt zu sein, ja sogar dem Kiwi seinen Status als Wahrzeichen des Landes streitig zu machen.
Der Kea ist eine höchst intelligente Papageienart, die in Neuseelands Hochgebirgen auf der Südinsel, wie zum Beispiel dem Arthurs Pass National Park, beheimatet ist. Sie sind überaus elegante Flieger und haben ein wunderschönes glänzend-grünes Gefieder mit roten Federn an der Unterseite der Flügel und auf dem Rücken, ebenso einen kräftigen Schnabel und scharfe Krallen. Außerdem sind sie perfekt auf ihren eher kargen Lebensraum im Hochgebirge angepasst und haben eine unglaubliche Neugier und Zutraulichkeit entwickelt, die sie neben dem Hunger bei der Nahrungssuche unterstützt und sie alles, was potenziell essbar ist, aufs Genaueste untersuchen lässt.
Foto: Foubister (cc by-sa 2.0)
Keas und Menschen – eine schwierige Beziehung
Diese Neugier, manche würden sie schon Boshaftigkeit nennen, ist es nun, was seit Jahrzehnten zum Konflikt mit den menschlichen Bewohnern und Besuchern Neuseelands führt. Früher wurden Keas vor allem von Farmern gejagt, da sie sich auf lebende Schafe gesetzt und ihnen mit ihren Schnäbeln den Rücken blutig gehackt haben, um an deren Fleisch zu kommen. Die verwundeten Schafe starben dann oft an einer Infektion der Wunden. Damals war sogar eine Prämie auf erlegte Keas ausgesetzt, so sehr wurden sie als Schädlinge wahrgenommen. Mittlerweile gelten Keas als eine gefährdete Art und stehen seit 1986 unter Naturschutz, es gibt landesweit noch etwa 5.000 der Vögel. Aber selbst, wenn sich viele über sie beschweren: der Kea anscheinend immer noch populär genug, um von den Neuseeländern zum „Vogel des Jahres 2017“ gekürt zu werden.
Das hält die Papageien selbstverständlich nicht davon ab, weitere Untaten zu begehen. Augenzeugen und Videoaufnahmen erzählen, wie einzelne oder auch mehrere Keas Rucksäcke öffnen, um nach Essbarem zu suchen, Brieftaschen und Pässe klauen, Motorradsitze bis zur Unkenntlichkeit zerpflücken oder auch einfach ganze Autos auseinander nehmen. Auf einem der aufgenommenen und ins Netz gestellten Videos sieht man einen Kea, der Leitkegel auf einer Straße verschiebt. Einigen Experten zufolge ein kalkulierter Schritt, um Autos anzuhalten und um Essbares zu betteln, andere trauen es dem Kea durchaus zu, aus Spaß an der Freude gehandelt zu haben. Ein Wanderweg im Arthurs Pass National Park musste sogar zwischenzeitlich geschlossen werden, da ein Kea die vorbeikommenden Wanderer mit Steinen bewarf.
Foto: Bernard Spragg. NZ
Neue Maßnahmen: Road Side Gymns
Doch diesem Treiben soll nun Einhalt geboten werden: Eine Gruppe aus Naturschützern und Vogelexperten hat eigens für die Keas eine so genannte „Road Side Gym“ entworfen, eine Art Spielplatz für die übermütigen Vögel. Hier sollen sie sich in Zukunft an Schaukeln, Leitern, Röhren und Seilen austoben können, ohne dabei die Menschen oder den Straßenverkehr zu gefährden. Diese Spielplätze sind so angelegt, dass die Papageien eher von den Straßen und belebteren Orten weggeleitet werden. Drei dieser „Gyms“ sind auf der Südinsel bereits eingerichtet. Aber ob die überaus intelligenten und gewitzten Vögel auf diese Maßnahme hereinfallen, oder sich die Schnürsenkel eines vorbeikommenden Wanderers doch als interessanter herausstellen, bleibt abzuwarten. Gleichzeitig rät der New Zealand Kea Trust weiterhin davon ab, Keas zu füttern. Zum einen ist menschliche Nahrung für sie nicht ungefährlich, zum anderen sollte das Betteln und die fast schon kriminelle Energie, durch welche die Keas in den letzten 15 Jahren immer mehr auffallen, nicht gefördert werden.
Header Foto: Eli Duke (New Zealand: Hiking up Avalanche Peak, cc by-sa 2.0)