In Australien ist die Selbstmordrate von Bauern um 1,6 Mal höher als in anderen Industrien. Um gegen das Stigma psychischer Krankheiten anzukämpfen, animiert ein Farmer seine Kollegen und Kolleginnen zu witzigen Nacktfotos. Die Initiative soll Aufmerksamkeit auf die Leistung und auch die Probleme der Farmer lenken und auch der Stadtbevölkerung die Landbewohner und ihrer Arbeit näher bringen. Im Internet ist die Aktion bereits ein Hit.
Ben Brooksby stand in einem Container voller Linsen, als eine Familienfreundin und Fotografin die Idee hatte, ein freches Nacktfoto von ihm zu schießen. Der australische Bauer fand die Aktion witzig und postete das Bild auf verschiedenen sozialen Medien. „Meine Freunde lachten sich schief“, sagt Brooksby. Alle hätten darüber geredet. Doch erst als Brooksby besagte Linsen später ansäte, kam ihm die Idee, mehr daraus zu machen. „Es braucht Mut, sich auszuziehen und es braucht Mut, über psychische Krankheiten zu sprechen.“
Dürreperioden setzen Farmer unter Druck
Der Australier ist selbst auf einer Farm aufgewachsen und hat die Probleme der australischen Bauern am eigenen Leib erlebt. „Ich habe zehn Jahre Trockenheit durchstanden“, berichtet er. Dies bringe Familien oft in finanzielle Probleme und damit unter enormen psychischen Druck. „In der Landwirtschaft sind psychische Erkrankungen ein großes Problem und werden nicht oder nicht genug diskutiert“, schreibt der Farmer auf seiner Website www.thenakedfarmerco.com.au.
Die Selbstmordrate ist 1,6 Mal höher als in jeder anderen Branche. „Durch die Bilder, die wir jeden Tag veröffentlichen, Leute zum Lachen und zum Schmunzeln zu bringen, ist vielleicht nur ein kleiner Weg, Freude in der Branche zu verbreiten, aber es ist unser kleiner Beitrag.“ Es sei schwierig, Menschen in ländlichen Gemeinden zum Reden zu bringen. Zum einen fehlten die Angebote, zum anderen die Zeit. Viele Farmer leben in Australien oft hunderte Kilometer vom nächsten Ort entfernt, selbst zum nächsten Nachbarn können es mehrere Stunden Fahrt sein.
Klick-Erfolg: Nackte Farmer bei der Arbeit
Ben Brooksbys Seiten im Internet finden deswegen immer mehr Anklang. Seitdem er die ersten Bilder im Mai 2017 auf Instagram geladen hat, hat der Australier über 34.000 Follower. Dabei sind die Bilder keineswegs pornografisch oder geschmacklos, sondern ästhetisch und vor allem witzig. Die meisten Farmer oder Farmerinnen zeigen sich von hinten oder seitlich und verdecken zu private Körperteile. Da steht ein Farmer inmitten seiner Weinreben, eine junge Frau ist im Sonnenblumenfeld, eine andere duscht vor roter Outbackerde, eine ganze Horde an Farmern drapiert sich um einen Traktor, ein anderer steht im schlammigen Wasser, die nächsten auf Heuballen …
Jedes einzelne Bild hat oft mehrere tausend Likes und nette Kommentare. Die besten Fotos hat Ben Brooksby im November sogar als Kalender herausgebracht, der inzwischen schon lange ausverkauft ist. In diesem Jahr plant der Bauer, der inzwischen von vielen Kollegen mit persönlichen Geschichten angesprochen wurde, eine Australientour und einen weiteren Kalender.
„Manche wissen nicht einmal, dass Milch von einer Kuh kommt“
Neben den psychischen Erkrankungen will der Australier mit seiner Aktion aber auch auf Berufe und die Arbeit in der Landwirtschaft an sich aufmerksam machen. „Ich will den Menschen zeigen, was es bedeutet, eine Trockenzeit durchzustehen, und schätzen lernen, woher ihr Essen kommt.“