Naturwunder, sie können wunderbar oder schrecklich sein, manchmal sogar beides gleichzeitig. Stürme und Überschwemmungen, wie sie die letzten Tage die neuseeländischen Städte Auckland, Christchurch und Rotorua erschüttert haben, gehören eher zu der zweiten Kategorie. Nachdem bereits im Frühjahr 2017 der Hurrikan „Debbie“ über Australien und Neuseeland hinwegfegte und mehrere Todesopfer sowie Sachschäden in der Höhe von 100 Millionen Dollar forderte, sind dieses Mal starke Regenfälle für das Hochwasser verantwortlich.
Extreme Wetterlagen in Christchurch
In Christchurch auf der Südinsel traten die Flüsse Avon und Heathcote River über die Ufer, nachdem in 12 Stunden insgesamt 76 mm Regen gefallen waren. Mehrere Straßen und Highways mussten gesperrt werden und sowohl öffentliche Gebäude als auch Privathaushalte standen unter Wasser. Überschwemmungen sind in Christchurch und Umgebung keine Seltenheit, ganze vier Mal sind die Flüsse in den letzten fünf Jahren über die Ufer getreten. Viele Menschen richten sich auf diese extremen Wetterlagen ein und schützen ihr Haus mit Sandsäcken oder speziellen Türen.
King Tide und Stromausfall auf Neuseelands Nordinsel
Auf der Nordinsel leidete Auckland ebenfalls unter den heftigen Regenfällen. Hier setzte die so genannte „king tide“ den kompletten Hafen und weitere Bereiche der Stadt unter Wasser. Boote wurden von dem Sturm gegen Kais geschleudert und kenterten und die Stromversorgung für insgesamt 12.000 Haushalte war unterbrochen. Öffentliche Einrichtungen wie der Zoo blieben an diesem Tag geschlossen. Insgesamt fiel im Raum Auckland innerhalb von 24 Stunden 41 mm Regen, mehr als über den ganzen November und Dezember.
Bisher gab es ein Todesopfer zu beklagen. In Rotorua verstarb eine Frau, nachdem ein Baum vom Sturm gefällt und auf ihr Auto geschleudert wurde.
Foto: Heike Quosdorf (Milford Sound, New Zealand, cc by 2.0)
Woher kommt dieses Wetter?
Sissi Stein-Abel hat sich im Länderhandbuch Naturwunder Neuseeland unter anderem mit dem Klima und Witterungsbedingungen der beiden Inseln beschäftigt. Darin erfährt man, dass durch die relativ ungeschützte Lage in der Tasmanischen See starke Westwinde und Regenfälle an der Westküste der Südinsel keine Seltenheit sind. Oft sind Highways wie die Makarora-Lake Hawea Road, die von Wanaka nach Haast führt, von Schlammlawinen blockiert, im Winter von heftigem Schneefall. Die Insellage ist ebenfalls für die schnellen Wetterumschwünge verantwortlich. Zusätzlich unterscheidet sich das Wetter von der Küste zum Inland oft bemerkenswert und langfristige Wettervorhersagen sind demnach schwierig bis unmöglich.
Das Klima der Nordinsel ist auch nur zum Teil mit dem der Südinsel vergleichbar. Auf der Nordinsel sind die Sommer eher schwül-warm und gehen relativ übergangslos in einen nassen und kalten Winter über, auf der Südinsel finden sich hingegen vier ausgeprägte Jahreszeiten mit schneereichen Wintern.
Diese vielfältigen Wetterlagen ermöglichen einen Gutteil des landschaftlichen Reichtums, für den Neuseeland allseits geschätzt wird. Von Regenwäldern über Gletscher, alpinen Bergwelten, steppenähnlichen Landstriche bis hin zu fruchtbarem Weideland, hier finden sich verschiedenste Szenerien, die jeden Neuseelandreisenden in den Bann ziehen.
Header Foto: Tom Walter (Mountain light, cc by 2.0)